Mit dem 911 RS auf der Suche nach der Designer-Kapelle St. Jakob
Leicht ist sie nicht zu finden, die Designer-Kapelle St. Jakob. Mitten auf dem Auerberg, zwischen Niklasreuth und Hundham, erscheint es, plötzlich und unerwartet, das aussergewöhnliche Bauwerk von Michele De Lucchi.
Unterwegs mit dem Porsche RS durchs Leitzachtal. Das Wetter könnte nicht besser sein. Es geht bergauf, bergab, durch kurze kühle Waldstücke und vorbei an grenzenlosen grünen Wiesen. Der Blick auf den Wendelstein ist atemberaubend und auf den Schotterstraßen schwingt der RS gerne mal die Hüfte um die Kurve.
An solchen Tagen macht es besonders viel Spass das legendäre Porsche Modell 911 Carrera 2.7 RS zu fahren. Gebaut wurde er erstmals 1972 mit dem Spruch aus Zuffenhausen: „500 Männer werden ihn fahren“. Einer davon ist Walter Röhrl. Das 210PS starke Entenbürzel-Modell schlug ein wie eine Bombe. Insgesamt wurden 1525 verkauft, statt der ursprünglich geplanten 500.
Die Kapelle St. Jakob – Als Ziel im Navi nicht auffindbar und höchstens in einer von 15 Landkarten verzeichnet.
Neben dem Hof Kuhberg steht die ökomenische Kapelle seit 2012. Wo ist dieser Hof Kuhberg? Ein Hof in der Alpenvorlandschaft mit vielen Einödhöfen, jedoch ohne Dorfzentrum und ohne Pfarrkirche. Die ansässigen Bauern errichten im Laufe der Zeit Hofkapellen, da reiht sich auch der italienische Architekt Michele De Lucchi mit seinem puristischen Neubau ein. Das einfache Profil der Kapelle erinnert an Häuschen, wie sie kleine Kinder gerne malen.
Die Kapelle hat eine ortstypische Grundfläche von 3×5 Meter. Die Nagelfluh-Blöcke werden als „Gottesbeton“ bezeichnet und kommen aus dem benachbarten Steinbruch. Das Dach, sowie der Windfang am Eingang ist aus brünierter Bronze. Die schwere Holztür ist zwei geteilt, lediglich einen Meter breit und ca. 3 Meter hoch.
Im Inneren der Kapelle befindet sich eine Empore, die über ein paar Holzstufen erreichbar ist. Die schlichte Holzbank lädt zum Verweilen ein und lässt durch das Ochsenauge, genannt Oculus, direkt auf das Kreuz in der Ferne blicken, das einzige Symbol der Devotion. Unter der Holzbank brennt eine Kerze, platziert in einer großen Steinschüssel. Der venezianische Dachstuhl und die Fensterstöcke sind aus Eichenholz hergestellt. Durch unterschiedlich gestaltete Fensterrahmen, erzeugt das gefilterte Sonnenlicht beeindruckende Licht- und Schattenspiele. Eine einzigartige Raumstruktur lässt Ruhe in die Seele einkehren. Ein Ort der Kontemplation.
An der Aussenwand der Kapelle befindet sich die Jakobs-Muschel. Ein Hinweis für den Namenspatron und das Zeichen für Pilger, dass der Jakobsweg durch das wunderschöne Alpenvorland führt.
Die Suche nach der Kapelle St. Jakob ist eine Art Seelenreise mit facettenreichen Eindrücken. Sehr mystisch ist jedoch, dass ich heute nicht mehr weiß, wie ich dort hin gekommen bin, ich weiß nur noch, dass es wunderschön gewesen ist.
Treffender Artikel! Die Kapelle wirkt mystisch und man findet sie – oder auch nicht – nur für Menschen mit Sinn für Entschleunigung