Ein Berliner Glas 1700 mitten im Antholzertal
Seen, Wasserfälle, Gletscher und dazwischen ein Glas 1700. Hinter der Kuppel des Staller Sattels auf dem Kiesplatz, in der Nähe des Obersees stand er, der Glas 1700. Eines der vergessenen Automarken mit denen die bayrische Firma Glas im sportlichen Italo-Chic hoch hinaus wollte.
Der Glas 1700 wurde von 1964 bis 1967 in einer Stückzahl von 13.789 Exemplaren gebaut. Die Karosserie lässt an einen Borgward erinnern, die Pietro Fura ursprünglich dafür entworfen hatte.
Wer war Glas? Ein bayrisches Unternehmen mit dem sperrigen Namen Hans Glas GmbH Isaria Maschinenfabrik Dingolfing. Seit 70 Jahren hatte Glas Landmaschinen hergestellt, befürchtete jedoch in der Nachkriegszeit keinen großen Absatz mehr erzielen zu können und begann mit der Automobilproduktion. Der erste Kleinstwagen von Glas wurde unter dem Namen Goggo 1954 entwickelt. Als Goggomobil mit einem 250-Kubikzentimeter-Motor wurde es zu einem Riesenerfolg in der Wirtschaftswunderzeit.
Später in den Sechzigerjahren designte Pietero Frua die Karosserie für die 1700 Limousine und das Cabrio. Somit wurde deutsche Technik mit italienischem Design verbunden. Ähnlich wie der Karmann-Ghia der Konkurrenz Volkswagen brachte der Glas 1700 mit 80 PS etwas mehr Eleganz und Noblesse auf die Straße.
Der Glas 1700 ist nicht nur äußerlich „hui“ sondern auch innen. Holzimitation, schwarze Polsterung und sorgfältig verklebter Bodenteppich erinnern an das BMW-Interieur. Die Zusammenarbeit mit Frua hat sich gelohnt, mit einem Hauch italienischen Design unterscheidet sich der Glas 1700 deutlich von den einfach gestalteten früheren Modellen.
Was macht der Glas 1700 mit Berliner Kennzeichen im Antholzertal? Natürlich die verführerischen Strecken zwischen Berg und Tal abfahren, denn man sagt dem Glas 1700 nach, ein fahrerisch reizvolles Automobil zu sein. Die Sitzposition lässt eine sportliche Fahrerhaltung mit gestreckten Armen zu, die Sitzführung stabilisiert seitlich den Körper und die Übersichtlichkeit durch die tiefe Gürtellinie lässt einen freien Blick gewähren.
Die direkte, jedoch leichtgängige Lenkung erhöht den Fahrspaß auf kurvenreichen Straßen, zusammen mit der weichen und schnellen Schaltung ist das Sportwagen-Feeling komplett.
Dieser Glas 1700 fuhr von Berlin ins Antholzer Tal, das sind knapp 900 Kilometer, bei dieser Gelegenheit nahm man sicherlich den Großglockner noch mit, also insgesamt 1000 Kilometer. Es ist doch immer wieder eine große Freude zu sehen, dass eine tiefe Automobil-Leidenschaft weiterhin existiert.